Sonntag, 2. September 2007

Die EU-weite Health-Claims-Verordnung - Schlau wie Brot?

Da dieses Weblog naturgemäß viele Kolleginnen und Kollegen aus der Direktvertriebs- und Network-Marketing-Branche anspricht, die im Marktsegment Präventive Gesundheitsvorsorge, Wellness, Fitness, Anti-Ageing und Beauty unterwegs sind, möchte ich hier mit allem gebotenen Respekt und der dringenden Bitte um Beachtung, auf die wesentliche neue Gesetzeslage in Deutschland und der EU hinweisen. Seit dem 1.7.2007 gilt verbindlich die neue "Health-Claims-Verordnung" für mehr Lebensmittelsicherheit und Verbraucherschutz. So genannte Übergangs-fristen sind nicht mehr zu haben, bzw. in der Hauptsache nur noch für bekannte Altprodukte bis Ende 2008 zulässig im freien Handelsverkehr.
Dieser Verordnung liegt ein entscheidender Wechsel in der gesetzgeberischen Betrachtung zu Grunde: Zukünftig ist verboten, was nicht ausdrücklich erlaubt ist!
Wollt Ihr als Selbständige und unabhängige Distributoren erheblichen möglichen Ärger vermeiden (die "Abmahner" spitzen schon die Bleistifte), so empfehle ich Euch, künftig die Webseite "Health-Claims-Verordnung.de" regelmäßig zu besuchen. Hier wird Euch, nach nun Step by Step einlaufenden Informationen, gezeigt, was Ihr künftig sagen und drucken dürft in Euren Werbemaßnahmen. Alles was mögliche Wirkungen auf den menschlichen Organismus beschreibt (z.B. im Bereich Functional Food: "Stärkt die Abwehrkräfte") oder noch prekärer, krankheitsbezogene Aussagen ("Verhindert Krebs, senkt den Cholesterinspiegel") - darf in Wort und Bild nicht mehr suggeriert werden (ein High-Noon für metaphorische Grafiker!!), es sei denn, Euer Produktgeber war so fähig und investitionsfreudig, durch entsprechende Studien und Anträge den Sprung auf die "Gemeinschaftsliste" der EU-EFSA-Behörde zu bewerkstelligen.
Hier einige Aussagen von Führungskräften aus der Branche (entnommen der Webseite von Health-Claims-Verordnung.de) zu diesem neuesten bürokratischen EU-Akt für angeblich mehr Verbraucherschutz (und gegen den kleinen Mittelständler!!):

"Der Werbedirigismus der Europäischen Union greift immer stärker um sich. Dieser Politik liegt die abstruse Vorstellung zu Grunde, Werbung habe eine Art Voodoo-Wirkung, von der man den Bürger schützen müsse." Volker Nickel, Zentralverband der deutschen Werbewirtschaft(Handelsblatt, 21.06.2007) - und -

"Vorher durften wir alles machen, was nicht verboten war. Jetzt dürfen wir nichts mehr machen, was nicht explizit erlaubt ist. Dieses Verbotsprinzip ist weltweit einmalig und bürdet den Unternehmen sehr viel auf. Es ist ein sehr bürokratischer Ansatz. Vor allem für kleine und mittelständische Betriebe kann das zum Problem werden."Peter Loose, Bund für Lebensmittelrecht und Lebensmittelkunde(Financial Times Deutschland, 29.06.2007) - und -

"Die neue Verordnung wird sicher zu einer besseren Information der Kunden beitragen. Mit der alten Regelung wurde jede Menge Schindluder getrieben. Die Hersteller haben eine gesundheitsfördernde Wirkung für Produkte suggeriert, die gar nicht vorhanden ist."
Armin Valet, Verbraucherzentrale Hamburg(Hamburger Abendblatt, 29.06.07
Kommentare & Begründungen aus dem "Entwurf eines Berichts" von Asa Westlund für den Ausschuß für Umweltfragen, Volksgesundheit und Lebensmittelsicherheit (ENVI) des Europäischen Parlaments betreffs "Gemeinschaftsliste" (Entwicklungszeit 2004-2009):
Änderungsantrag Nr.4 - Erwägung 5 a (neu):
Transparenz im Hinblick auf die Herstellung und Behandlung von Lebensmitteln ist von entscheidender Bedeutung für die Glaubwürdigkeit bei den Verbrauchern.
Begründung:
Transparenz ist entscheidend, damit die Verbraucher Vertrauen in die Art und Weise der Behandlung von Lebensmittelfragen durch die EU gewinnen.
Absatz Lebensmittelsicherheit:
Im Interesse der Lebensmittelsicherheit wird daher vorgeschlagen, diese Frist zu verlängern, damit die EFSA neun Monate Zeit für die Ausarbeitung ihres Gutachtens hat. (Anm.: Eine Aufnahme in die Gemeinschaftsliste; das kann dauern - teuer wird es auf jeden Fall!!)

Wer mag hier wohl mehr Recht haben? Vielleicht geht es auch nur darum, uns EU-Europäer noch mehr vor der bösen weiten Welt da draussen zu schützen (ausgenommen vergiftetes Spielzeug aus China!!).
Bitte lesen Sie den Artikel "Schlau wie Brot?" aus der Schweriner + Volkszeitung, eine sehr gute Überblickgabe und das beigefügte Interview mit dem Ernährungsexperten Dr. Martin Müller - es lohnt sich! Link:
http://health-claims-verordnung.de/resources/Schweriner+Volkszeitung_Health-Claims-Verordnung-1.pdf
Das eingefügte Titelbild stammt aus der Satire-Zeitschrift "Titanic", Link: http://titanic-magazin.de/archiv.html

Wer nun wissen will, welche aktuellen, dynamischen Networks unter den neuen Bedingungen "im freien, gesetzmäßigen Warenverkehr" (und nicht nur im Selbstversorger-/Selbstbesteller-Netzwerk) weiter expandieren können, bekommt gerne eine erschöpfende Antwort von mir.

Weiterhin gutes Gelingen Euch allen!

Bruno Paaß

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