Montag, 24. September 2007

Frust: Nase voll vom Pionier Sein, vom Frühen Vogel...

Gestern früh, am Sonntagmorgen, klingelte Kim (*) bei mir via Skype an. Bist Du da? Können wir telefonieren? Ja! Es folgte ein gut einstündiges Telefonat. Wir hatten ca. 2 Monate vonein-ander nichts mehr gehört (auch wegen meiner Krankheit). Mein letzter Wissenstand war der, dass sie nach unserem Teamausstieg bei diesem "nie dagewesenen Europastart" eines Nutritionsnetwork zwar in einem anderen gemeinsamen Network weiter arbeitete (sie wollte dort Coach werden), aber auf einen "richtigen Job" in einer Arbeitsvermittlungsfirma hoffte. Das hat auch tatsächlich geklappt, aber, aber...! Total verrückt: Es gibt garnichts mehr zu ver-mitteln. Die Bewerber gehen drastisch aus. Wenn Qualifizierte sich melden, dann sind sie oft schon 5 oder 10 Jahre aus dem Beruf heraus, benötigen dringendst erstmal eine Trainings-maßnahme, um "wieder rein zu kommen". Es gibt in ihrer Region mehr Stellenangebote als Gesuche. Das haut mich fast vom Hocker, weiss ich doch, in welch schwieriger Region sie wohnt!
Dann kommt es noch "dicker" für mich: "Bruno", sagt sie, "unser schönes anderes Network, da habe ich doch X und Y kennen gelernt und die haben mich in ein weiteres, angeblich so kompatibles Network zu dem unsrigen, mit reingezogen". Nun, sie hat dort 150 Euro Start-kapital eingezahlt und dann jeweils einen kleinen monatlichen (Solidar-)Beitrag regelmäßig entrichtet - alles für die neu projektierte gemeinsame Sache. "Das hörte sich richtig gut an. Wir hätten alle davon profitieren können. Nur gemeinsam ist man doch stark!". Bis dann eine Information vom Staatsanwalt in ihrem Postkasten lag. Alle Konten sind dicht, das Kapital für die "gemeinsame Sache" ist eingefroren!
Ich bin verwirrt, lasse mir von Kim alles nochmal genau erklären. Ich kann nichts Ungesetz-liches an der Sache finden. Dann fällt mir die Sache mit dem "monatlichen Beitrag" ein. War da nicht schonmal an anderer Stelle ganz großer Ärger, eingeleitet von einer deutschen Bank, weil regelmäßig so viele Kleinbeträge auf ein Konto flossen?
Wie nervös (oder schizophren) ist eigentlich schon unser Land, dass solche Aktionen den Staats-anwalt aufwachen lassen? Oder stecken da bestimmte "interessierte Kreise" hinter - fürchten die etwa Menschen, die sich in Selbsthilfe organisieren?
Jedenfalls ist der Frust in Kim`s Stimme nicht zu überhören. "Ich habe die Nase voll vom Motiviert Sein, von Einsatzfreude, vom Pionier Sein und all`dem Gerede vom Frühen Vogel, vom Leitbild, vom Voraus Gehen - Wie erkläre ich das bloß meinem Mann?" Jedenfalls wird mir erklärt, dass der Mitgliedsbeitrag bei unserem gemeinsamen Network nun auch gekündigt wird. Ich sage: "Kim, das tut mir echt leid. Ich kann das nachvollziehen. Ich habe in meinem Leben schon ganz andere Beträge als "Pionier" in den Sand gesetzt. Immer hatte es eine andere Ursache. Das ist hart, nicht nur für die eigene Tasche, vor allem für die eigene Mentalität".
Der Frust, den Kim gerade schiebt, ist als enorm zu bezeichnen. Ich versuche, vom warmen Sonnenschein vor der Tür zu reden. Es kommt nur ein gequältes Lachen rüber.
Ich sage: "Kim, stell Dir vor, ich kenne einen Mann in Westfalen, der führt gerade ein neues Network mit Top-Produkten ein, ist in 17 Ländern erfolgreich und ganz besonders in Slowenien. Da läuft es besser als in ganz Deutschland. In unserem Lande stimmt so manches nicht mehr!"
Sie sagt: "Bruno, lass`uns bei Gelegenheit irgendwann mal wieder telefonieren. Ich muss das erstmal verarbeiten". Wir reden noch ein bisschen weiter und dann ist das Telefonat zu Ende. Ich schalte den PC ab. Wieder ein wertvolles Mitglied "verbrannt" hämmert es in meinem Kopf. Ich brauche Stunden, um wieder normale Laune zu bekommen, aber eigentlich ist der ganze Sonntag versaut.

Bruno Paaß

(*) Name aus redaktionellen Gründen verändert.

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